Wachstumsstimulation maligner Prozesse (Mistel) - Gegendarstellung

Stellungnahme der Weleda AG Heilmittelbetriebe, Schwäbisch Gmünd

In der Fachöffentlichkeit wird seit einigen Jahren dieses Thema diskutiert, allerdings auf einer äußerst dünnen theoretischen Grundlage mit viel Spekulation. Im Rahmen eines vorliegenden wissenschaftlichen Gutachtens (Kienle, Kiene 1997) mit dem Titel "Die Mistel in der Onkologie - antitumorale Wirksamkeit, Fragen des Wirksamkeitsnachweises und die Hypothese einer zytokinvermittelten Tumorförderung" wurde zu bestimmten Botenstoffen des Immunsystems (Zytokine), denen neben tumorunterdrückenden Eigenschaften in manchen Fällen auch tumorstimulierende Faktoren nachgesagt werden, die gesamte diesbezügliche Weltliteratur gesichtet und es gab, trotz immer wieder auflebender Gerüchte kein einziges experimentelles Ergebnis, das zeigte, dass die Anwendung von Mistelextrakten tumorstimulierend ist [1]. Andererseits gab es eine Vielzahl von experimentellen Belegen darüber, dass die konventionellen Krebstherapien wie Chemotherapie, Operation und Hormontherapie das Tumor- und Metastasenwachstum u. U. fördern können. Bisher ist nur ein konkreter Fall publiziert worden, der den Verdacht einer Förderung der Tumorabsiedlung an den subkutanen Injektionsstellen von Iscador nahe legte (Hagenah, Dörger, Gafumbegete, Wagner 1998 [2]. Dieser Fall wurde von den Autoren aus Unkenntnis der Misteltherapie falsch interpretiert. Dies belegt auch ein von uns extern eingeholtes Fachgutachten eines Pathologen. Das heißt, die von Hagenah publizierte Fallmeldung ist kein Beleg für das postulierte Arzneimittelrisiko. Eine besonders erfolgreiche Anwendung von Iscador bei einem follikulären Non-HodgkinLymphom wurde hingegen von J. J. Kuehn veröffentlicht [3]. Verweisen dürfen wir auch auf die soeben erschienene retrospektive Studie bei malignen hämatologischen und lymphatischen Erkrankungen von C. Stumpf [4]. Hans-J. Gabius spricht von potenziell kontraproduktiven Effekten der Misteltherapie und diskutiert eine Erhöhung der Tumorgröße im Tierversuch [5]: Dabei verschweigt er wiederholt, dass es sich hier - um den Einzigen unter 55 Tierversuchen mit Mistelextrakten und Inhaltsstoffen mit signifikanter Zunahme der Tumorgröße im Vergleich zur Kontrollgruppe handelt, während 43 Experimente eindeutige tumorhemmende Effekte der Misteltherapie zeigten; - nicht um einen Tierversuch mit Mistelextrakt, sondern mit isoliertem Mistellektin 1 in einer für tumorhemmende Effekte sehr niedrigen Dosis von 1 ng/kg handelt. Fest zu halten ist daher: In Zellkulturen und Tierexperimenten konnte vielfältig gezeigt werden, dass Mistelextrakte antitumoral wirksam sind. Auch die Ergebnisse klinischer Studien sind viel versprechend und belegen die gute, seit über 80 Jahren bestehende klinische Erfahrung, die eine Verbesserung der Lebensqualität und Linderung von Nebenwirkungen konventioneller Krebstherapien hervorhebt. Abgesehen von dem beschriebenen fehlinterpretierten Einzelfallbericht existiert keine einzige Publikation, aus der eine Stimulation des Tumorwachstums bzw. einer Metastasierung durch Anwendung von Iscador oder eines anderen Mistelpräparates hervorginge. Für weitere Rückfragen stehen wir Ihnen na türlich selbstverständlich gerne zur Verfügung! Dr. med. Thomas Schürholz WELEDA, Leiter der Medizin Literatur und Referenzen: 1. Kienle GS, Kiene H. Die Mistel in der Onkologie - antitumorale Wirksamkeit, Fragen des Wirksamkeitsnachweises und die Hypothese einer zytokinvermittelten Tumorförderung.1997 2. Hagenah W, Dörger l, Gafumbegete E, Wagner T. Subkutane Manifestation eines zentrozytischen NonHodgkin-Lymphoms an den Injektionsstellen eines Mistelpräparates. Dtsch Med Wschr 1998; 123: 1001-4. 3. Kuehn JJ. Langfristig guter Verlauf unter Misteltherapie bei einem Patienten mit einem zentroblastischzentrozytischen Non-Hodgkin-Lymphom. Dtsch med Wschr 1999; 124:1414-8. Siehe dazu auch die Diskussion in Dtsch med Wschr 2000; 125: 958-60. 4. Stumpf C. Therapie mit Mistelextrakten bei malignen hämatologischen und lymphatischen Erkrankungen - eine monozentrische retrospektive Analyse über 16 Jahre. Forsch Komplementärmed Klass Naturheilk 2000; 7:13946. 5. Gabius S, Gabius H-J. immunmodulierende Misteltherapie durch Lektinstandardisierung: Ein zweischneidiges Schwert? Versicherungsmedizin 1999; 51: 12836.
Aus AKODH intern, Heft 8/Jhg. 4